TESTO DEL LIED

"Litanei eines Kranken"
di Franz Werfel (1890-1945)

O Lieb und Leid so überein!
Gar nichts entzweit Schmerz und Gebein.
Nenn ich euch: Zwei, spalt ich das Bin.
Trenn ich euch zwei, bin ich dahin.
Schmerz, der sich staut,
Wächst zur Gestalt.
Also gebaut
Werden wir alt.
Rühr dich nur an,
Nerve und Herz,
Spür dich nur an,
Was bist du? Schmerz!
Wohlsein und Ruh
Fälscht dein Gesicht,
Gleiches Gewicht
Sperrt dich nur zu!
Doch wem es brennt
Innen und zehrt,
Der erst erkennt,
Der erst erfährt,
Der erst erfährt,
Der erst erkennt,
Zeit, daß sie brennt,
Ort, daß er schwärt!
Wesen der Zeit,
Wesen vom Ort,
Zeit, daß sie leiht,
Ort, daß er dorrt!
Wem nicht gelingt,
Nächtlich zu ruhn,
Der erst durchdringt
Ruhen und Tun.
Wer schlaflos starrt
In Nähe und Nacht,
Dem wird sie hart,
Der nur gibt acht.
Wen Leere umbraust,
Stille umstellt,
Hält sich und haust
In mitten der Welt.
Wem groß sein Atem,
Ein Mörder, um geht,
Wer daliegt und nah
Doch zu Häupten sich steht
Wer sich versenkt
In den Puls, der rennt,
Der ist beschenkt,
Der nur erkennt!
Gott ist das Lichtmeer
Von reißendem Geist,
Ist und ist nicht,
Ruhet und reist.
Doch in der Spur
Von Leid, das ihm bleibt,
Nur in der Spur
Hat er sich verleibt.
Er kam in die Zeit
Und in Todes Gewalt,
Da nahm er das Leid
Und das Kreuz zur Gestalt!
Und mag ich nun schmähn,
Und hab ich geflucht,
Ich bin so geschehn,
So bin ich gebucht.