TESTO DEL LIED

"Herr Paliss"
di Dietrich Ernst Georg Spiegel, Freiherr von Pickelsheim (1737-1789)

Vor Pavia hat Herr Paliss
Den Geist einst aufgegeben!
O starb er nicht: gewiß, gewiß!
Er wäre noch am Leben!
Lang war er, schön und tugendsam,
Von aufgeräumten Wesen;
Wenn er den Hut vom Kopfe nahm,
So war er drauf gewesen.
Sein Koch, ein glückliches Genie,
Ließ Bratwurst oft ihn essen,
Und hat die frischen Eier nie
Am Eierplaz vergessen.
Paliss goß in sein trautes Glas
Ein gut Gewächs vom Rheine,
Und trank er nicht, so blieb sein Faß
Viel länger voll mit Weine!
Empfing des Landes Einsamkeit
Ihn unter grünen Buchen,
O dann verlor man seine Zeit,
Ihn in der Stadt zu suchen!
Wie sein Herr Vater, sanft und gut,
So fand ihn, wer ihn kannte;
Denn er geriet nur dann in Wut,
Wenn er von Zorn entbrannte!
Er ließ, gemeiner Sage nach,
Sein Essen schmackhaft kochen,
Und Fastnacht war bei ihm der Tag
Vor Aschermittewochen!
Von Geld und Gütern den Genuß
Erhielt er karg vom Glücke;
Doch fehlt es, hat er Überfluß,
Ihm auch an keinem Stücke.
Zur Kunst des werten Hippokras
Ließ er kein Zutrann spüren;
Doch Pillen nahm er nie zum Spaß,
Nein! immer zum Laxiren.
Sein Haus verkauft er ungewehrt;
Wem dieses wundern sollte,
Der denke, daß es ihm gehört',
Und daß er keins mehr wollte!
Dem König schrieb er einen Brief:
Er werde nicht genesen;
Und schrieb er nicht, so ward sein Brief
Vom König nicht gelesen!
Beneidenswerter Tod, ach! ach!
Man klagt um ihn vergebens!
Denn seht, es war sein Sterbetag -
Der letzte seines Lebens!