TESTO DEL LIED

"Sehnsucht, an W."
di Georg Karl Richter

Kennst du den Fluß, auf dessen schwarzen Wellen
Der goldne Strahl der Sonne niemals fiel?
Der Schwermut Nacht vermag er zu erhellen,
Er endet schnell der Leidenschaften Spiel.
Wer aus ihm schöpft, Heil dem! verlorne Ruhe kehret
In seine Brust zurück, wie er den Becher leeret,
Es sinkt vor ihm erschlafft in ihrem schnellsten Schwung
Die Geissel des Gefühls und der Erinnerung.
Ach! es verlangt mein Herz mit Ungestüm
Nach ihm, nach ihm!
Kennst du den Ort, der öde, still und düster
Sein Obdach gern dem Heimatlosen beut?
Auf den ihr Laub mit schaurigem Geflüster
Im Mondenschein die Tränenweide streut;
Wo kein geheimer Gram des Dulders Schlummer störet,
Von ew'ger Lieb' und Treu' kein Trugbild ihn betöret.
Wo nun - heißliebend einst, und Ach! einst heiß geliebt -
Vergessen, fühllos, kalt, das arme Herz zerstiebt,
Ach! es verlangt mein Herz mit Ungestüm
Nach ihm, nach ihm!
Kennst du den Freund, der aus der Erdenwüste
Dem Leidenden zur schönen Heimat winkt?
Er bringt ihn an des Friedens stille Küste,
Wo dankbar in des Retters Arm er sinkt,
Der, von der Ruderbank des Lebens losgekettet,
Den, der auf Dornen lag, sanft wie auf Rosen bettet,
Und stumm, doch Trost im Blick, nach jenem Lande zeigt,
Wo keine Träne fließt, wo jede Klage schweigt.
Ach! es verlangt mein Herz mit Ungestüm
Nach ihm, nach ihm!
Kennst du das Land, das mit des Himmels Frieden
Verschmähter Lieb' entweihter Freundschaft lohnt?
Nur dort heilt Ruh' das Herz des Lebensmüden;
Wo ew'ge Lieb' und ew'ge Treue wohnt:
Wo kein Verhältnis drückt, wo jede Täuschung schwindet,
Und was sich einst geliebt, sich liebend wieder findet,
Wo kein Verkannter seufzt, wo kein Verstossner weint,
Und was das Leben schied - die Ewigkeit vereint;
Ach! es verlangt mein Herz mit Ungestüm
Nach ihm, nach ihm!