TESTO DEL LIED

"Die Verschwiegenheit"
di Gottlieb von Leon (1757-1830)

Sobald Damötas Chloen sieht,
Wird er auf einmal so gesellig;
Er tut so schmeichelnd, so gefällig,
Und all sein Stolz entflieht.
Sie scheint durch ein geheim Behagen
Genau dies Rätsel zu verstehn;
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich, ich will nichts weiter sagen.
An ihrem blauen Busenband
Bleibt oft sein loses Auge hangen,
Er drückt mit schmachtendem Verlangen
Oft feurig ihre Hand.
Das Aug' auf ihre Brust geschlagen,
Scheint sie beschämt ihn anzusehn,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
Erblickt er schlafend sie am Bach,
So schleicht er hin mit leisen Füßen,
Sie aus dem Schlummer aufzuküssen:
Doch Chloe wird nicht wach.
Sie scheint sein zärtliches Betragen
Nur listiger zu hintergehn,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
Sie gehn oft heimlich in den Hain;
Er hält den Arm um sie geschlungen,
Und in der Büsche Dämmerungen
Sind sie oft ganz allein.
Sie scheint mit ihm in schwülen Tagen
Bloß zur Erkühlung hinzugehn,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.