TESTO DEL LIED

"Kaiser Karl V. in Wittenberg"
di Christoph Christian Hohlfeld (1776-1849)

Ernst ritt der Kaiser in die heil'gen Hallen;
ein Hochgefühl schwellt seine Heldenbrust:
Die Veste ist in seine Hand gefallen,
und triumphirend ist er sich's bewußt.
Drommetenton und Waffenklang erschallen:
"Don Karlos lebe!" jauchzt die wilde Lust.
Die Lutherstadt erdröhnt vom Ruf der Krieger
und huldigt still und trauernd ihrem Sieger.
Und schweigend steht er in des Tempels Mauern,
und um ihn her der Führer stolze Schar,
ergriffen fühlt er sich von heil'gen Schauern,
und langsam naht sein Fuß dem Hochaltar,
er sieht es nicht, wie Alba's Blicke lauern,
denn vor ihm ruht ein fürstlich Bruderpaar;
ein Friedrich ist's, den man den Weisen nannte,
und ein Johann, der Menschenfurcht nicht kannte.
"Und Luther ruht hier an der Fürsten Seite?"
ruft Karl empört, "und hier im Gotteshaus?"
Und Alba grollt: "Dem Abgrund seine Beute!
Befiehl, Monarch: Grabt diesen Frevler aus!
Er ist der Quell von unserm blut'gen Streite,
sein Name füllt die Welt mit Schutt und Graus.
Er soll nicht mehr dies Heiligtum entweihen
laß seinen Staub in alle Winde streuen!"
Doch Karlos spricht mit ruhiger Geberde,
und himmelan hebt er die Herrscherhand:
"Mein Reich beschränkt ein kleiner Kreis der Erde,
und über uns glänzt der Vergeltung Land;
es ziemt mir nicht, daß ich sein Richter werde,
da droben er schon einen höhern fand!
So spricht mein Herz, dies, Alba, ist mein Glaube,
drum laß ihn ruh'n, und Friede seinem Staube!"