TESTO DEL LIED

"Blindenklage"
di Karl Friedrich Henckell (1864-1929)

Wenn ich dich frage, dem das Leben blüht:
O sage mir, sage wie das Mohnfeld glüht!
Das rote Mohnfeld, wie es jauchzt und lacht:
Tot ist mein Pfad und ewig meine Nacht.
Wohl manch ein Unglück schlägt den Menschen schwer;
Wer so viel trägt, kennt keinen Jammer mehr.
Die sonnenhellen Fluren wankt er blind
Und tappt nach Spuren, die verschüttet sind.
Ich träume Sonnen, strecke weit die Hand,
Ich möchte greifen durch die dunkle Wand,
Ich möchte fassen durch der Schatten Schicht
In roten Mohn und strahlend goldnes Licht.
Aus alten Zeiten zuckt ein Schimmer nach,
In toten Augen blieb die Sehnsucht wach
Und wissend von der Herrlichkeit des Lichts.
So ganz enterbt geh ich durch Nacht und Nichts.
Ob Freud, ob Leid begegnet meinen Wegen,
Tot ist mein Fluch, und tot ist auch mein Segen.