TESTO DEL LIED

"Das Wiegenfest zu Gent"
di Anastasius Grün (1806-1876) [pseudonym]

Es steht eine gold'ne Wiege
am Fuß des Herrscherthrons,
der Fürst beschaut die Züge
des neugebornen Sohns.
Rings an des Thrones Wänden,
den Mund an Wünschen reich,
stehn, nicht mit leeren Händen
die Grossen in dem Reich.
Frau Margareth die Holde
bracht' ihr Geschenk nun dar:
ein Kindlein war's von Golde
gar künstlich wunderbar.
Es ruht in des Kindes Händen
von klarem Kristalle so fein
ein Kelch voll schimmernder Spenden
an Perlen und Edelgestein.
Sie sprach: "O wahre immer
den Kindersinn so rein,
auf ird'schen Tand und Schimmer
blickst du dann lächelnd drein!"
Drauf trat der Wieg' entgegen
von Bergen der Dynast.
Er bracht' einen güldnen Degen,
mit seidener Schärp' umfaßt:
"Sei stark! dich schützend schwinge
die Kraft ihr Schwert von Erz!
Sei mild! die Mild' umschlinge
als weiches Band dein Herz!"
Dann trug zwei Himmelsgloben
der Astronom herein,
drauf Sonn' und Gestirn' erhoben
aus Schmelz und buntem Gestein:
"Nach oben schaue gerne,
blick' oft zum Licht hinauf,
dann nehmen wohl auch die Sterne
einst deinen Namen auf."
Es kam ein Prälat gegangen,
der eine BIbel trug
mit diamantenen Spangen
und gold'nem Deckel und Bug:
"Willst du in Schlummer dich neigen,
das süßeste Kissen ist dies!
Willst in dem Himmel du steigen,
die beste Staffel ist dies!"
Drauf nahte aheinz von Yssel,
das war des Herzogs Narr,
der bracht' auf grosser Schüssel
einen kleinen Kirschkern dar:
"Ein Samenkorn in der Erde,
dir, Wiegekind, ist es gleich!
Aus beiden kann noch was werden,
die Keime ruhen in euch!"
Er pflanzt' im Garten daneben
den Keim gar sorgsam ein,
das freilich konnt' er nicht geben,
was ihm noch fehlt zum Gedeihn.
Der Erde warmen Segen,
Tauperlen spät und früh,
und Sonnenschein und Regen,
die kamen, man weiß nicht wie?
Der Keim schoß auf zum Baume
gar reich an Laub und Frucht,
in dessen schattigem Raume
der Waller Labung sucht.
Das Kind, das die Wiege hüllte,
ein Mann ward's, Fürst und Held:
der fünfte Karol erfüllte
mit seinem Namen die Welt.