TESTO DEL LIED

"Hochzeitlied"
di Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Wir singen und sagen vom Grafen so gern,
Der hier in dem Schloße gehauset,
Da wo ihr den Enkel des seligen Herrn,
Den heute Vermählten, beschmauset.
Nun hatte sich jener im heiligen Krieg
Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg,
Und als er zu Hause vom Rößelein stieg,
Da fand er sein Schlößelein oben;
Doch Diener und Habe zerstoben.
Da bist du nun Gräflein, da bist du zu Haus,
Das Heimische findest du schlimmer!
Zum Fenster da ziehen die Winde hinaus,
Sie kommen durch alle die Zimmer.
Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht,
So hab' ich doch manche noch schlimmer vollbracht,
Der Morgen hat alles wohl besser gemacht.
Drum rasch bei der mondlichen Helle,
Zu Bett, in das Stroh, in's Gestelle.
Und als er im willigen Schlummer so lag,
Bewegt es sich unter dem Bette.
Die Ratte, die raschle so lange sie mag,
Ja wenn sie ein Bröselein hätte.
Doch siehe, da stehet ein winziger Wicht,
Ein Zwerglein, so zierlich, mit Ampelen Licht,
Mit Redner Geberden und Sprechergewicht,
Zum Fuß des ermüdeten Grafen,
Der, schläft er nicht, möcht' er doch schlafen.
Wir haben uns Feste hier oben erlaubt,
Seitdem du die Zimmer verlassen;
Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt,
So dachten wir eben zu prassen.
Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut,
So schmausen die Zwerge behaglich und laut
Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.
Der Graf, im Behagen des Traumes,
Bedienet euch immer des Raumes.
Da kommen drei Reuter, sie reiten hervor,
Die unter dem Bette gehalten.
Dann folget ein singendes, klingendes Chor
Possierlicher kleiner Gestalten.
Und Wagen auf Wagen mit allem Gerät
Daß einem so Hören als Sehen vergeht,
Wie's nur in den Schlößern der Könige steht.
Zuletzt auf vergoldetem Wagen
Die Braut und die Gäste getragen.
So rennet nun alles in vollem Galopp,
Und kehrt sich im Saale fein Plätzchen;
Zum Drehen und Walzen im lustigen Hopp
Erkieset sich jeder ein Schätzchen.
Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt,
Da ringelts und schleift es und rauschet und wirrt,
Und knistert und tappet und lispelt und schwirrt.
Das Gräflein, es blicket hinüber,
Es dünkt ihn als läg er im Fieber.
Nun dappelts und rappelts und klapperts im Saal
Von Bänken und Stühlen und Tischen,
Da will nun ein jeder am festlichen Mahl
Sich neben dem Liebchen erfrischen.
Sie tragen die Würste und Schinken, so klein,
Und Braten und Fisch und Geflügel herein.
Es kreiset beständig der köstlichste Wein.
Das koset und toset so lange,
Verschwindet zuletzt mit Gesange.
Und sollen wir singen was weiter geschehn,
So schweige das Toben und Tosen;
Denn was er so artig im Kleinen gesehn,
Erfuhr er, genoß er im Großen.
Trompeten und klingender, singender Schall,
Und Wagen und Reuter und bräutlicher Schwall,
Sie kommen und zeigen und neigen sich all,
Unzählige, selige Leute,
So ging es, so geht es noch heute.