TESTO DEL LIED

"Meerfahrt"
di Ferdinand Freiligrath (1810-1876)

Da schwimm' ich allein auf dem stillen Meer,
keine Welle rauscht, es ist eben und glatt:
auf dem sandigen Grunde prächtig und hehr
glänzt die alte versunkene Stadt.
In alter verschollener Märchenzeit
verstiess ein König sein Töchterlein;
da lebt' es über den Bergen weit
im Walde bei sieben Zwergen klein.
Und als es starb durch des Giftes Kraft,
ihm eingeflösst von der Mutter arg,
da legt' es die kleine Genossenschaft
in einen krystallenen Sarg.
Da lag es in seinem weissen Kleid,
bekränzt mit Blumen, duftend und schön;
da lag es in seiner Lieblichkeit,
und sie konnten es immer seh'n.
So liegst du in deinem Sarg von Krystall,
du geschmückte Leiche, versunk'nes Julin!
Der spielenden Flut durchsichtiger Schwall
zeigt deiner Paläste Glüh'n.
Die Türme ragen düster empor
und geben schweigend ihr Trauern kund;
die Mauer durchbricht das gewölbte Tor,
es schimmern die Kirchenfenster bunt.
Doch in der schauerlich stillen Pracht
keines Menschen Tritt, keine Lust, kein Spiel;
auf Straßen und Märkten ungeschlacht
treibt sich der Fische Gewühl.
Sie glotzen mit glasigen Augen dumm
in die Fenster und in die Türen hinein;
sie seh'n die Bewohner schläfrig und stumm
in ihren Häusern von Stein.
Ich will hinunter, ich will erneu'n
die versunkene Pracht, die ertrunkene Lust!
Die Zauber des Todes will ich zerstreu'n
mit dem Odem meiner lebendigen Brust!
Erfülle aufs neue zu Kampf und zu Kauf
die Säulenhallen des Marktes Raum!
Ihr Mädchen, schlaget die Augen auf
und preiset den langen Traum!
Hinab! Nicht rudert er fürder! Schlaff
und reglos sinken ihm Arm und Fuss,
über seinem Haupte schliesst sich das Haff,
er entbietet der Stadt seinen Gruss.
Er lebt in den Häusern der alten Zeit,
wo die Muschel blitzt, wo der Bernstein glüht.
Unten die alte Herrlichkeit,
oben ein Fischerlied.