TESTO DEL LIED

"Phidile"
di Matthias Claudius (1740-1815)

Ich war erst sechzehn Sommer alt,
Unschuldig und nichts weiter,
Und kannte nichts als unsern Wald,
Als Blumen, Gras und Kräuter.
Da kam ein fremder Jüngling her;
Ich hatt' ihn nicht verschrieben,
Und wußte nicht wohin noch her;
Der kam und sprach von Lieben.
Er hatte schönes langes Haar
Um seinen Nacken wehen;
So einen Nacken, als der war,
Hab' ich noch nie gesehen.
Sein Auge, himmelblau und klar!
Schien freundlich was zu flehen,
So blau und freundlich, als das war,
Hab ich noch kein's gesehen.
Und sein Gesicht, wie Milch und Blut
Ich hab's nie so gesehen;
Auch was er sagte, war sehr gut.
Nur konnt' ich's nicht verstehen.
Er ging mir allenthalben nach,
Und drückte mir die Hände,
Und sagte immer O und Ach,
Und küßte sie behende.
Ich sah ihn einmal freundlich an,
Und fragte, was er meinte;
Da fiel der junge schöne Mann
Mir um den Hals und weinte.
Das hatte niemand noch getan;
Doch war's mir nicht zuwider
Und meine beiden Augen sahn
In meinen Busen nieder.
Ich sagt' ihm nicht ein einzig Wort,
Als ob ich's übel nähme,
Kein einzig's, und - er flohe fort;
Wenn er doch wieder käme!