TESTO DEL LIED

"Alpin's Klage um Morar"
di Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Ullin trat auf mit der Harfe,
und gab uns Alpin's Gesang.
Alpin's Stimme war freundlich,
Ryno's Seele ein Feuerstrahl.
Aber schon ruhten sie im engen Hause,
und ihre Stimme war verhallet in Selma.
Einst kehrte Ullin zurück von der Jagd,
ehe die Helden noch fielen.
Er hörte ihren Wettegesang auf dem Hügel.
Ihr Lied ist sanft, aber traurig.
Sie klagten Morar's Fall,
des ersten der Helden.
Seine Seele war wie Fingal's Seele,
sein Schwert wie das Schwert Oskar's;
aber er fiel, und sein Vater jammerte,
und seiner Schwester Augen
waren voll Tränen,
Minona's Augen waren voll Tränen,
der Schwester des herrlichen Morar's.
Sie trat zurück vor Ullin's Gesang,
wie der Mond in Westen,
der den Sturmregen voraussicht
und sein schönes Haupt
in eine Wolke verbirgt.
Ich schlug die Harfe mit Ullin
zum Gesange des Jammers.
Ryno:
"Vorbei sind Wind und Regen, der Mittag ist so heiter,
die Wolken teilen sich.
Fliehend bescheint den Hügel
die unbeständige Sonne.
Rötlich fließt der Strom
des Berges im Tale hin.
Süß ist dein Murmeln, o Strom;
doch süßer die Stimme;
er bejammert den Toten.
Sein Haupt ist vor Alter gebeugt,
und rot sein tränendes Auge.
Alpin! trefflicher Sänger,
warum allein auf den schweigenden Hügel?
Warum jammerst du wie ein Windstoß im Walde,
wie eine Welle am fernen Gestade?"
Alpin:
Meine Tränen, Ryno, sind für den Toten,
meine Stimme für die Bewohner des Grabes.
Schlank bist du auf dem Hügel,
schön unter den Söhnen der Heide!
Aber du wirst fallen wie Morar,
und auf deinem Grabe der Trauernde sitzen.
Die Hügel werden dich vergessen,
dein Bogen in der Halle liegen ungespannt.
Du warst schnell, o Morar, wie ein Reh auf dem Hügel,
schrecklich wie die Nachtfeuer am Himmel,
Dein Grimm war ein Sturm, dein Schwert in der Schlacht
wie Wetterleuchten über der Heide,
deine Stimme gleicht dem Waldstrome nach dem Regen,
dem Donner auf fernen Hügeln!
Manche fielen von deinem Arm,
die Flamme deines Grimmes verzehrte sie.
Aber wenn du wiederkehrtest vom Kriege,
wie friedlich war deine Stimme!
Dein Angesicht war gleich der Sonne nach dem Gewitter,
gleich dem Monde in schweigender Nacht,
ruhig deine Brust, wie der See,
wenn sich des Windes Brausen gelegt hat.
Eng ist nun deine Wohnung, finster deine Stätte!
Mit drei Schritten mess' ich dein Grab,
o du, der du ehe so groß warst!
Vier Steine mit moosigen Häuptern
sind dein einziges Gedächtnis,
ein entblätterter Baum, langes Gras,
das im Winde wispelt, deutet dem Auge des Wandrers
das Grab des mächtigen Morar's.
Keine Mutter hast du, dich zu beweinen,
kein Mädchen mit Tränen der Liebe;
tot ist, die dich gebar, gefallen die Tochter von Morglan.

Wer auf seinem Stabe ist das?
Wer ist es, dessen Haupt weiß ist vor Alter,
dessen Augen rot sind von Tränen?
Es ist dein Vater, o Morar!
der Vater keines Sohnes ausser dir.
Er hörte von deinem Ruf in der Schlacht;
er hörte von zerstobenen Feinden;
er hörte Morar's Ruhm.
Ach! nichts von seiner Wunde?
Weine, Vater Morar's!
Weine! aber dein Sohn hört dich nicht.
Tief ist der Schlaf der Toten,
niedrig ihr Kissen von Staube.
Nimmer achtet er auf die Stimme,
nie erwachet er auf deinen Ruf.
O, wann wird es Morgen im Grabe?
zu bieten dem Schlummerer: Erwache!
Lebe wohl! edelster der Menschen,
du Eroberer im Felde!
Aber nimmer wird das Feld dich sehen!
nimmer der düstere Wald leuchten
vom Glanze deines Stahls.
Du hinterliessest keinen Sohn,
aber der Gesang soll deinen Namen erhalten,
künftige Zeiten sollen von dir hören,
hören von dem gefallenen Morar.