TESTO DEL LIED

"An Doris"
di Selmar (1764-1847) [pseudonym]

Vergiß mein nicht!
So lispelt Dir die kleine Blüte,
Die oft mit zärtlichem Gemüte
Dein Freund dir bricht.
Wenn Ruf und Pflicht
Mich einst von Dir auf immer trennen,
Wird noch dies Blatt als Freund mich nennen: -
Vergiß mein nicht!
Ich liebte Dich
Mit solchen Unschuldsreinen Trieben,
Wie Engel sich im Himmel lieben,
Drum denk' an mich!
Wenn Dein Gesicht
Durch Reiz und Anmut mich entzükte,
Dacht' ich der Zukunft bang und blickte
Zur Gottheit auf: "Verlaß sie nicht!"
Ich wünschte Dich
So wert des Himmels schönsten Segen.
O! wünsch' es selbst an Scheidewegen,
Und denk an mich!
Die Schönheit flicht
Aus Rosen, Lilien und Nelken
Die Kränze nur, die früh verwelken -
Vergiß das nicht!
Doch schöner blüht
Der reiche Palmenbaum der Tugend,
Den schon ein Engel Deiner Jugend
Zum Kranz erzieht.
Die Liebe bricht,
Die Eitelkeit und Scherz nur gründen:
Die Freundschaft trotzet allen Winden, -
Vergiß sie nicht!
Dein holdes Bild,
O Doris, werd ich nie vergessen,
Wenn gleich bei traurigen Zypressen
Entfernung es in Flor verhüllt.
Mein Herz verspricht
Sich Deiner Lieb' auß ganze Leben,
Und bittet drum mit frohem Beben
Der Hoffnung jetzt: Vergiß mein nicht!