TESTO DEL LIED

"Der kleine Schiffer"
di Luise von Plönnies, née Leisler (1803-1872)

Die Königstochter sticket ein gülden Gewand in Ruh',
Da naht der kleine Schiffer und schaut ihr schweigend zu.
»Sag', willst du mit mir würfeln, du Schiffer jung und hold?«
»Wie könnt' ich mit dir würfeln, wo nähm' ich her das Gold?«
»Setz' ein die graue Jacke, den Purpur setz' ich dann.«
Die gold'nen Würfel fallen, die Jungfrau, sie gewann.
»Willst du noch einmal würfeln, du Schiffer jung und hold?«
»Wie könnt' ich mit dir würfeln, wo nähm' ich her das Gold?«
»Setz' ein die Schiffermütze, die Krone setz' ich dann.
Die gold'nen Würfel fallen, die Jungfrau, sie gewann.
»Willst du noch einmal würfeln, du Schiffer jung und hold?«
»Wie könnt' ich mit dir würfeln, wo nähm' ich her das Gold?«
»Setz' ein die schwanke Barke, ich setze Lieb' und Ehr'.«
Die gold'nen Würfel rollen, und sie gewann nicht mehr.
»Hör', willst du mir entsagen, schenk' ich dir einen Kahn,
Der soll durchs Meer dich tragen als wie ein Silber schwan.«
»Laß fahren hin die Barke, laß fahren hin den Kahn,
Ich hab' im Spiel gewonnen den allerschönsten Schwan.«
»Hör', willst du mir entsagen, schenk' ich dir dies Gewand,
Das ich mit Gold durchwoben hab' mit der eig'nen Hand.«
»Laß fahren hin die Jacke, laß fahren das Gewand,
Ich halte, die's gewoben, die allerschönste Hand.«
»Hör' an, du guter Schiffer, willst du entsagen mir,
Von meinem Königreiche schenk' ich die Hälfte dir.«
»Zur Hälfte soll ich nehmen, was ganz mein eigen schon,
Mein ist die Königstochter sammt Königreich und Thron.«
Sie geht in ihre Kammer und weint und ringt die Hand.
»O weh, so muß ich schließen ein schmählich Eheband!«
Ein tritt der kleine Schiffer, auf seinem Haupt die Kron'.
»Nun gieb dich nur zufrieden, ich bin ein Königssohn.«