TESTO DEL LIED

"Tod und Dichter"
di Gottfried Keller (1819-1890)

Tod:
Deiner bunten Blasen Kinderfreude
hängt und bricht an meiner Sensenschneide,
wirf zur Seite nunmehr Rohr und Schaum,
mache dich auf, aus ist der Traum!
Dichter:
Halte weg die Sense! Lasse steigen
meiner Irisbälle bunten Tanz!
Tod:
Schon an meinem Schädel platzt der Reigen,
und ein Ende nimmt der Firlefanz!
Dichter:
Laß! Ich will dich als das Beste preisen,
Trost und Labsal alles Menschentumes!
Tod:
Nicht bedarf ich Schrecklicher des Ruhmes;
spare deine falschen Schmeichelweisen.
Dichter:
Weh', noch schuld' ich manche schöne Pflichten!
Tod:
Reif genug schon bist du den Gerichten!
Dichter:
Doch die lieblichste der Dichtersünden,
laß nicht büßen mich, der sie gepflegt:
Süße Frauenbilder zu erfinden,
wie die bittre Erde sie nicht hegt!
Tod:
Warum hast du solchen Spaß getrieben,
Schemen zu ersinnen und zu lieben?
Dichter:
Sind sie nicht auf diesem kleinen Sterne,
blühn sie doch wo in der Weltenferne,
Blut von meinem Blute; zu verderben
bin ich nicht, eh' jene sterben!
Tod:
Ei, da fahr' ich hin, sie wegzumähen,
und sie müssen gleich mit dir vergehen!
Dichter:
Hui! da fährt er hin ins Unermess'ne,
und ich bin der glückliche Vergess'ne,
spiele weiter in des Lebens Fluten,
bis er findet jene schönen Guten!