TESTO DEL LIED

"Da eben seinen Lauf vollbracht"
di Friedrike Magdalena Jerusalem (1756-1836)

Da eben seinen Lauf vollbracht,
Der schönste Frühlingstag,
Und nun die Ruhe stiller Nacht,
Schon auf den Fluren lag;
Da wandelte (den sanften Blick
Umwölkt von Traurigkeit)
Maria in ihr Tal zurück
Zur trauten Einsamkeit.
Ein Seufzer, der ihr Lindrung gab,
Der sanften Brust entdrang,
In deß die bleiche Wang' herab,
Die stille Träne sank.
Denn ach! betrogne Liebe brach
Des armen Mädchens Herz;
Aus ihren trüben Augen sprach
Der hoffnungslose Schmerz.
Sie seufzt, die Zähren ihr entfliehn,
Wie elend; ach! ach! bin ich,
Die Schneeblum und das Veilchen blühn
Jetzt ohne Reiz für mich;
Der Frühlingssonne holdes Licht,
Das jeden Blick erfreut,
erfreut nur meine Augen nicht,
Vermindert nicht mein Leid.
Der kleine Bach in dessen Glanz
Ich mich so gern erblickt,
Wenn ich mit einem Blumenkranz
Mein blondes Haar geschmückt,
Zeigt jetzt mir nur, wie dies Gesicht,
Von Lieb und Gram verblüht;
O! Lucia, Lucia siehst du nicht,
Wie bald der Reiz uns flieht?
Doch du, der mich vergaß bey ihr,
Nun meinen Anblick fliehst:
O sag um weichen Reiz du mir
So ganz dein Herz entziehst?
O! liebte sie dich treuer
Wohl zärtlicher als ich?
Doch nein, mein letzter Seufzer
Soll nicht klagen wider dich,
Viel mehr soll er zum Himmel fliehn',
Für dich, den ich geliebt,
Daß er, der Treu dich schwören sehn,
Den falschen Schwur vergiebt.
Und nun, da bald vollendet ist,
Des Lebens trüber Pfad,
Nun hör', eh' sich mein Augen schließt,
Was sterbend ich noch bat.
Wenn dir dereinst der Tag erscheint,
(Ich werd' ihn nicht mehr sehn)
Der Lucien ganz mit dir vereint,
Dann denk, an dies mein Flehn.
Und wenn du mit dem Hochzeitzug
Den Kirchhof gehst herab;
So trete nicht dein froher Zug,
Auf mein begrüntes Grab.