TESTO DEL LIED

"Max und Dürer"
di Anastasius Grün (1806-1876) [pseudonym]

Fürst, Trossbub, Ritter, Gauner durchwimmeln Augsburgs Gassen;
im Saal die Ratsherrn zankend, und zankend Volk auf der Strassen,
hier doppelt volle Schenken, doch Armut rings im Land!
Wie mögt ihr solches heissen? Reichstag war's deutsche genannt.
Max sah vom Fenster düster ins tolle Gewühl hinein,
da trat in schlichtem Wamse ein Mann gar schüchtern ein.
"Gott grüss dich, Meister Dürer! Wo kommst du her so schnell?
Wie kommt die Kunst zum Reichstag? nach Babel mein Apell?"
"Nur eine Gnade wollt' ich, o Herr, von Euch erflehn,
ich komme d'rum von Nürnberg, laßt freundlich es geschehn!
Ach, gerne malt' ich einmal noch Euer Konterfei,
hell strahlend wie sein Urbild, doch auch so wahr und treu."
Der Kaiser faßt wehmütig des Künstlers Hand und spricht:
"Bei mir will's Abend werden; drum eh' die Nacht anbricht,
willst du die Landschaft zeichnen, vom Spätlicht karg verklärt!
Gelt, Freund, so magst du's meinen? Wohlan, gern sei's gewährt."
Der Maler nimmt den Pinsel, Leinwand und Farbenschrein:
"Noch bitt' ich Eins, mein Kaiser, sehst nicht so finster d'rein!"
Starr auf die graue Leinwand ist Maxens Blick gebannt:
"Ich denk' an Staub und Asche, auch grau wie diese Wand."
Der Maler zeichnet weiter, Mund, Wange Nas' und Blick,
der Kaiser sinkt vor Lachen jetzt in den Stuhl zurück:
"Ho, ho, da droht sie wieder, als ob sie der Spiegel wies',
die ungeheure Nase, die sich so oft schon stieß!"
Und Farb' auf Farb' entlodert, wie Frühlingsblütenglanz,
und Leben, Frühlingsleben, durchschwillt den Farbenkranz,
aufblüht die Farb', umkosend als Lächeln hier den Mund,
als Ernst gar finster thronend dort auf dem Stirnenrund.
"Seht da den ganzen Menschen, dies alte, treue Haus,
Schmerz sieht zum einen Fenster wehmüt'gen Blicks heraus,
die Freude steht am andern und nickt und lächelt mild,
nur hängt an diesem Hause die Kron' als Aushängschild!
"Leb' wohl nun, Bruder Albrecht! Ja, Bruder nenn' ich dich,
ein König heiß' ich, König bist du so gut als ich;
ein Stücken Gold mein Zepter, mein Reich en Stück grün Land,
dein Zepter Stift und Kohle, dein Reich die Leinewand.
"Die Heere bunter Farben sind Untertanen dir,
wohl treuer dir ergeben, traun, als die meinen mir!
Und Leben ist das Endziel, dem unsre Kraft geweiht,
und bei der Müh und Arbeit gilt der Unsterblichkeit.
"Und doch, ist's einst gelungen, und glauben wir's vollbracht,
wornach wir treu gerungen Tags über und bei Nacht,
kommt, unser Werk benüchterner Gesell
und meint, das Bild sei leidlich, der Thron steh' schief zur Stell'.
"Behüt' dich Gott mein Albrecht! kehrst du nach Nürnberg heim,
so grüss mir den Hans Sachse, den Mann mit Pfriem und Reim;
macht er ein Liedlein wieder, so sei's ein Sterbelied,
bald hört ihr, daß ein König, der lieb euch war, verschied."
So sprach der Fürst. Ins Auge schaut er dem schlichten Mann,
und sieht ihm milden Blickes wohl lang und schweigend an,
blickt dann aufs eigne Bildnis, geschmückt mit Kron' und Gold
und lächelt still, wie einer, der lieber weinen wollt'.