TESTO DEL LIED

"Die erste Walpurgisnacht"
di Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Ein Druide:
Es lacht der Mai!
Der Wald ist frei
von Eis und Reifgehänge.
Der Schnee ist fort;
am grünen Ort
erschallen Lustgesänge.
Ein reiner Schnee liegt auf der Höh';
doch eilen wir nach oben,
begehn den alten heil'gen Brauch,
Allvater dort zu loben.
Die Flamme lodre durch den Rauch!
So wird das Herz erhoben.
Einer aus dem Volke:
Könnt ihr so verwegen handeln?
Wollt ihr denn zum Tode wandeln?
Kennet ihr nicht die Gesetze
unsrer harten Überwinder?
Rings gestellt sind ihre Netze
auf die Heiden, auf die Sünder.
Ach! sie schlachten auf dem Walle
unsrer Weiber, unsre Kinder.
Und wir alle nahen uns gewissem Falle!
Chor der Weiber:
Auf des Lagers hohem Walle
schlachten sie schon unsre Kinder.
Ach, die strengen Überwinder!
Und wir alle nahen uns gewissem Falle!
Der Druide:
Opfer heut zu bringen scheut,
verdient erst seine Bande.
Der Wald ist frei!
Das Holz herbei,
und schichtet es zum Brande!
Doch bleiben wir
im Buschrevier
bei Tage noch im Stillen,
und Männer stellen wir zur Hut
um eurer Sorge willen.
Dann aber laßt mit frischem Mut
uns unsre Pflicht erfüllen!
Die Druide:
Dann aber laßt mit frischem Mut
uns unsre Pflicht erfüllen!
Chor der Wächter:
Verteilt eich, wackre Männer,
hier durch dieses ganze Waldrevier,
und wachet hier im Stillen,
wenn sie die Pflicht erfüllen.
Diese dumpfen Pfaffenchristen,
laßt uns keck sie überlisten!
Mit dem Teufel, den sie fabeln,
wollen wir sie selbst erschrecken!
Kommt! mit Zacken und mit Gabeln
und mit Glut und Klapperstöcken
lärmen wir bei nächt'ger Weile
durch die öden Felsenstrecken.
Kauz und Eule
heul' in unser Rundgeheule.
Der Druide:
So weit gebracht,
daß wir bei Nacht
Allvater heimlich singen!
Doch ist es Tag,
sobald man mag
ein reines Herz dir bringen.
Du kannst zwar heut,
und manche Zeit
dem Feinde viel erlauben.
Die Flamme reinigt sich vom Rauch:
so reinig' unsern Glauben!
Und raubt man uns den alten Brauch,
dein Licht, wer will es rauben!
Ein christlicher Wächter:
Hilf, ach hilf mir, Kriegsgeselle!
Ach, es kommt die ganze Hölle!
Sieh, wie die verhexten Leiber
durch und durch von Flamme glühen!
Menschen-Wölf' und Drachen-Weiber,
die im Flug vorüberziehen!
Welch entsetzliches Getöse!
Laßt uns, laßt uns alle fliehen!
Oben flammt und saust der Böse!
Aus dem Boden
dampfet rings ein Höllen-Broden.
Chor der christlichen Wächter:
Schreckliche verhexte Leiber,
Menschen-Wölf' und Drachen-Weiber!
Welch entsetzliches Getöse!
Sieh, da flammt, da zieht der Böse!
Aus dem Boden
dampfet rings ein Höllen-Broden.
Großer Chor der Druiden, der Weiber und des ganzen heidnischen Volkes:
Die Flamme reinigt sich vom Rauch:
so reinig' unsern Glauben!
Und raubt man uns den alten Brauch,
dein Licht, wer will es rauben!