TESTO DEL LIED

"Das Grab zu Ephesus"
di Franz Rudolf Immanuel Binder (1810-1846+)

Es ziehet den Pilgrim rastlos fort:
"Doch hier will ich ruhen am lieblichen Ort;
So heimlich ist's hier und so still und so hell,
Wie märchen erzählend plätschert der Quell.
Fromm kindliche Bilder tauchen hervor,
Was will denn das Herz, das schon alles verlor?
Unstät durchreist' ich die Erde schier;
Nun ist es, als fänd' ich den Frieden hier.
Was schließt wohl dort jener Hügel ein?
Ein Herz ruht wohl aus von des Lebens Pein,
Ein sehnendes Herz, das aus Liebe starb,
Im Tod die gesuchte Ruhe erwarb!
Drum regt sich auch wieder in meiner Brust
Der alte Wahn von Liebe und Lust.
Doch träum' ich? Für wahr, die Erde lebt,
Der Hügel sich leise senket und hebt.
Allmächtige Liebe, voll Lust und voll Schmerz,
Die Erde selbst hat ein liebendes Herz!
Du Alter dort in dem schneeweißen Haar!
Sag', sind denn die grauen Märchen wahr',
Daß ein Herz in der kalten Erde uns schlägt,
Daß sie liebend am Mutterbusen uns trägt?"
"Wird, Fremdling, dir auch hier heilig zu Mut,
Ein Segen auf dieser Stelle ruht;
Bestaune das Wunder und beuge das Knie,
Da ruhet der Jünger, der stirbet nie!
Er, der an der Brust des Heilands lag,
Der schläft hier bis auf des Herren Tag.
Nicht tot ist er, nein, er schlummert blos
Und harrt auf den Meister, der Erd' im Schoß.
Sich selbst grub er lebensmüde sein Grab
Und legte zum Schlummer sich dann hinab,
Das Atmen der Brust hört das lauschende Ohr,
Aus dem Boden quillt heilendes Manna hervor.
Drum rede du leise, und weck' ihn nicht;
Wohl bald ruft der Herr ihn hervor an's Licht."